WDR Zeitzeichen: „Als 1935 die Schriftsteller laut wurden – und die Welt zuhörte“

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Logo WDR bei Wikimedia Commons„Die Freiheit des Geistes soll gegen den drohenden Krieg und gegen den Faschismus verteidigt werden. So lautet die Mission beim großen Treffen der Schriftsteller, das am 21.6.1935 in Paris beginnt. Wenig überraschend diffamiert die Nazi-Propaganda den Kongress als „zersetzend“. Außerhalb Deutschlands fällt die Presseberichterstattung jedoch meist positiv aus und lobt die Vielfalt der Stimmen, die in Paris zu Wort gekommen sind.
Lion Feuchtwanger, Robert Musil, Aldous Huxley, Bertolt Brecht: Sie alle bekunden ihre Bereitschaft, gegen das faschistische und antisemitische Hitler-Deutschland zu kämpfen. Der Schock über Hitlers Machtübernahme samt der folgenden Bücherverbrennung und Verfolgungen sitzt tief.
„Die Kultur, die wir verteidigen wollen, entsteht aus der Summe der besonderen Kulturen jedes Landes“, sagt André Gide in seiner Eröffnungsrede. Die Teilnehmenden aus 38 Ländern treffen sich zweimal täglich. Fünf Tage lang wird diskutiert – und gestritten. Auch, weil der Kongress aus der Sowjetunion heraus geplant ist und man dort auf die Unterstützung der Schreibenden für den Kommunismus hofft.
„Der Kongress war nicht übel, nicht einmal ganz vergebens, glaube ich. Es ist gut, sich zu zählen“, urteilt Heinrich Mann später. Moskau ist es jedoch nicht gelungen, das Treffen zu einer sozialistischen Propaganda-Veranstaltung zu verbiegen. Zu unterschiedlich sind die Weltanschauungen, die in Paris aufeinandertreffen. Eine Vielfalt, die ihre Freiheit mit Federn statt mit Waffen gegen den Faschismus verteidigen will.“

(WDR, Christoph Vormweg, David Rother)

Sie können die Sendung, die am 21.6.2025 in der Reihe „ZeitZeichen“ lief, über die Seite des WDR nachhören oder als Audiodatei herunterladen.

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