In der letzten Zeit sind u.a. diese frei verfügbaren Titel erschienen:
Die Anfänge germanischsprachiger Literaturen: Ein interdisziplinäres Studienbuch
Paul Langeslag / Heike Sahm / Roland Scheel (Hrsg.)
https://www.herder.de/wissen/shop/p8/89097-die-anfaenge-germanischsprachiger-literaturen-open-access-pdf

Die Literaturen der germanischen Sprachen entwickeln sich in einem jahrhundertelangen Prozess der Auseinandersetzung mit der lateinischen Sprache und Kultur: Runen orientieren sich am lateinischen Alphabet, römische Münzbilder werden adaptiert, erste schriftlich überlieferte Texte in den germanischen Sprachen bemühen sich um ein besseres Verständnis christlich-lateinischer Texte.
Das vorliegende Studienbuch zeichnet diese Entwicklung für die germanischen Sprachen (die Vorläufer des heutigen Deutsch, Englisch, Niederländisch, Dänisch, Isländisch, Norwegisch und Schwedisch) vergleichend nach. Damit ist gegenüber der älteren Forschung, die aus komparatistischen Studien vor allem eine ‚germanische Kultur‘ zu ermitteln versuchte, ein dezidiert anderer Fokus gesetzt: Wie bilden sich zeitversetzt und je spezifisch vernakulare Literaturtraditionen aus?
Der Band bietet eine kritische Einführung in das mit dem frühen Mittelalter traditionell verknüpfte Narrativ von ‚den Germanen‘, indem einerseits dessen Grundlagen in der römischen Geschichtsschreibung, andererseits dessen Rezeptionsgeschichte in der Neuzeit diskutiert werden. Ferner werden die einzelnen Medien (Mündlichkeit, Bilder, Runen, Schriftlichkeit) in eigenen Kapiteln vorgestellt. Auf die vergleichende Einführung in die Sprachen folgt eine Übersicht über die jeweiligen literarischen Anfänge. Schließlich werden in drei Schnittpunktkapiteln grundlegende kulturelle Aspekte wie Kommunikation, Zeitvorstellungen und Recht anhand von Beispieltexten aus der Überlieferung aller germanischen Sprachen vorgestellt.
Das interdisziplinäre Autor*innenteam (Geschichtswissenschaft, Archäologie, Linguistik, Anglistik, Germanistik, Skandinavistik) hat die Kapitel in wechselseitigem Lektorat verfasst, so dass die einzelnen Beiträge miteinander stark vernetzt sind. Die Inhalte werden einführend und verständlich so präsentiert, dass die Lektüre eine eigene Annäherung an die germanischen Sprachen, ihre Medien und Literaturen auch für Anfängerinnen ermöglicht. Das hier unter neuer Perspektive zusammengestellte Grundlagenwissen eröffnet zahlreiche Anschlussfragen. Sie demonstrieren, dass das frühe Mittelalter in Forschung und Lehre neue Aufmerksamkeit verdient.
Einer der Herausgeber*innen, Roland Scheel, ist Professor an der Universität Münster.
Medium Sagazeit: Eine literatursoziologische Annäherung an das ‚postklassische‘ Erzählen der Íslendingasaga im Spätmittelalter
Ellen E. Peters
https://www.doi.org/10.24053/9783381105229

Die spätmittelalterlichen sog. ,postklassischen‘ Íslendingasögur wurden von der Forschung lange vernachlässigt und als wertlose Nachahmungen abgewertet. Die vorliegende Studie, die an die kulturwissenschaftlich ausgerichtete Sagaforschung anknüpft, entlarvt dies als Mythos in der Wissenschaft. Sie zeigt auf, dass diese Erzählungen in der isländischen Allgemeinheit stets sehr populär waren, wie die klassischen Vertreter als glaubhafte Darstellungen der isländischen Sagazeit gelesen wurden und auch im kulturellen Erinnerungsprozess nicht minder bedeutsam sind. Im Spätmittelalter ist das kulturelle Erinnern jedoch unweit mehr von der sich zunehmend verbreitenden Schrift geprägt. Die Sagazeit ist mit der Gattung Íslendingasaga als isländische Ursprungszeit etabliert und wird von ,postklassischen‘ Íslendingasögur medial inszeniert, um so bedeutende identitätsstiftende Erinnerungen der Isländer zu vergegenwärtigen. Zahlreiche Textbeispiele aus Bárdar saga Snaefellsáss, Grettis saga, Króka-Refs saga, Viglundar saga und weiteren Sagas veranschaulichen die Entwicklung der Sagazeit zum Medium sowie dessen Funktionsweise.
Sixty years of Swedish computational lexicography
Dana Dannélls, Kristian Blensenius & Lars Borin (Hrsg.)
https://doi.org/10.1515/9783111577234
Swedish computational lexicography has a long history at the University of Gothenburg, both in its primary role as a central aspect of the scientific study of vocabulary and also as an infrastructural component for conducting research based on language data. Starting in the 1960s, the Språkdata research group pioneered corpus-supported lexicography for Swedish, forming the basis for successive editions of two main descriptive dictionaries of contemporary Swedish, SAOL and SO. Language technological lexical resources for Swedish have been developed by the research unit/research infrastructure Språkbanken Text since the turn of the millennium, most recently in the framework of the Swedish FrameNet++ initiative. After two decades of separation, these two largely mutually independently developed strands of computational lexicography have now joined forces under the umbrella of Språkbanken’s lexical research infrastructure to advance the field technically, methodologically, and scientifically. The result is a vibrant and multifaceted research environment intertwined with and supported by a closely integrated cutting-edge computational infrastructure for working with lexical data.



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